Gangolfusbrunnen

Gangolfusbrunnen - Die Sage

Zur Zeit der Kreuzzüge zogen überall im Westerwald die Ritter ins Heilige Land. Auch der Ritter Gangolf von Meudt wollte hinausziehen Schwer war ihm der Abschied von seinen Leuten. Doch er tröstete sie. Allen wollte er etwas mitbringen. Lange weilte er in der Ferne, ohne sein Versprechen zu vergessen. Oft hatte er sich gefragt, was wohl das Beste sei, dass er ihnen mitbringen könne. Am meisten fehlte ihnen ein Brunnen. Den Feldern fehlte Wasser, gering waren deshalb die Ernten. Und als Ritter Gangolf am Heiligen Grab zum Gebet niederkniete und betete, da erschien ihm ein Engel und sprach: „Der Herr will dein Flehen erhören. Er wird deiner Vaterstadt einen Brunnen geben. Kommst du heim, so stecke da, wo die Kirche steht, deinen Pilgerstab in die Erde. Dort wird eine Quelle entspringen. Doch bedenke: Niemand darf das Wasser verunreinigen. Geschieht das doch, so wird die Quelle zurückwandern zu der Urquelle, von der sie gekommen ist.“

Nun kehrte Gangolf heim. Boten hatten die Kunde von seinem Kommen nach Meudt gemeldet. Weit entgegen gekommen war ihm das Volk, neugierig auf das, was er wohl mitgebracht haben möge. In frohem Zuge führten sie ihn in das Dorf bis zur Kirche. „Euch allen habe ich etwas mitgebracht aus dem Heiligen Land", sprach er und stieß seinen Stab in die Erde. Und siehe da, heraus sprang ein starker Quell mit köstlichem Wasser. War das ein Jubel! Dann erzählte Gangolf dem Volk, woher der Segen gekommen sei, und welche Bedingungen sich an ihn knüpften. Da sanken sie auf die Knie. Heilig gelobten sie, nie das Wasser zu verunreinigen. Mit einer Mauer wurde der Brunnen umfasst und zu Ehren des Ritters Gangolf ‚Gangolfusbrunnen’ genannt. Jahrhunderte hindurch spendete der Brunnen sein Wasser. An einem Pfingstmorgen, die Gemeinde war in der Kirche zum Gottesdienst versammelt. kam eine Jüdin. Windeln trug sie im Korb. Am Born wollte sie diese waschen. Doch kaum hatte sie damit begonnen, da dröhnte die Erde und zog den Quell in sich hinein. Als sie das sah, lief sie in die Kirche und rief um Hilfe. Da nahm der Priester die Monstranz, das Volk schloss sich ihm an und in langem Zuge ging es dahin, wohin der Brunnen fortgerauscht war. Alle knieten nieder und beteten: „Kehre zurück, kehre zurück!“ Der Priester stellte das Heiligtum auf die Erde und schon stand das Wasser still. Die Quelle kehrte wieder zurück. Aber bis zur alten Stelle kam das Wasser nicht mehr, sondern nur an den Rand des Dorfes. Zur Erinnerung an dieses Wunder ziehen noch heute alljährlich am Pfingstsonntag Volk und Priester in feierlicher Prozession zum blumengeschmückten Gangolfusbrunnen und umschreiten die geweihte Stätte in gläubiger Verehrung, Am Tag zuvor hat ihn die Kirmesjugend unter Anteilnahme der Dorfbevölkerung von Hand geleert und gründlich gereinigt.   Otto Runkel „Westerwaldsagen“